Ein Jahr russischer Angriffskrieg: Ein Interview mit Landrat Hans-Jürgen Petrauschke

Am 24. Februar 2023 jährt sich der russische Angriffskrieg auf die Ukraine. Die Auswirkungen des Konflikts auf die Menschen und internationale Politik sind seit einem Jahr spürbar und beherrschend. Auch im Rhein-Kreis Neuss und dem Jobcenter beschäftigt man sich weiterhin intensiv mit den Folgen dieser Ereignisse. Hans-Jürgen Petrauschke, Landrat des Rhein-Kreis Neuss, gibt im Interview Einblicke in die Auswirkungen des Konflikts auf die Region und das Jobcenter und seine Einschätzung der aktuellen Lage.

Jobcenter Rhein-Kreis Neuss: Ein Jahr russischer Angriffskrieg: Was waren die größten Herausforderungen und in welchen Bereichen waren diese am deutlichsten spürbar?

 
Petrauschke: Ein solcher Krieg in Europa war im Grunde undenkbar. Umso wichtiger ist es, den Menschen, die vor Putins völkerrechtswidrigem Angriff aus der Ukraine geflüchtet sind, so schnell wie möglich zu helfen, sie bei uns aufzunehmen und ihnen eine Perspektive zu bieten. Man kann hier von zwei Stufen sprechen. Erstens: die akute Soforthilfe für Menschen, die vor dem Krieg geflüchtet sind. Diese Soforthilfe schließt zum Beispiel die Erstunterbringung der Geflüchteten und den Erhalt einer Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis ein. Die Strukturen hierfür zu schaffen, war gerade in den ersten Wochen nach Beginn des Angriffskrieges eine der größten Herausforderungen. Zweitens: die begleitende Unterstützung. Hierbei erhalten die Geflüchteten umfassende Hilfen, sich in ihrer neuen Heimat zu integrieren und einen Arbeits- oder Ausbildungsplatz sowie Wohnraum zu finden. Eine Unterkunft in einer Sporthalle sollte schließlich keine Dauerlösung sein. All dies sind Herausforderungen, die uns auch weiterhin beschäftigen werden, zumal nach wie vor Geflüchtete aus der Ukraine zu uns kommen.  


Jobcenter Rhein-Kreis Neuss: Was hat besonders gut funktioniert?


Petrauschke: Die Ämter des Rhein-Kreises Neuss haben im unbürokratischen Zusammenspiel und in engem Austausch stets schnell auf neue Herausforderungen reagiert und gute Lösungen erarbeitet. Dabei konnte der Rhein-Kreis Neuss auch auf seiner Erfahrung aus der Zeit der Flüchtlingswelle 2015 aufbauen. Wichtig war zudem die gute Kooperation mit dem Jobcenter. Viele aus der Ukraine geflüchtete Menschen haben den Wunsch, schnell eine Arbeit aufzunehmen und ihren Lebensunterhalt in Deutschland aus eigenen Kräften finanzieren zu können. Dabei unterstützt sie der Kreis in Zusammenarbeit mit dem Jobcenter. Davon profitieren die Geflüchteten spürbar. Dem Rhein-Kreis Neuss ist es ein wichtiges Anliegen, den schutzsuchenden Menschen die Sicherheit zu geben, auch für längere Zeit hier in Deutschland bleiben zu können. Eine solch langfristige Perspektive ist auch deshalb wichtig, da niemand abschätzen kann, wie lange dieser furchtbare Krieg dauert.

 
Jobcenter Rhein-Kreis Neuss: In welchen Bereichen besteht weiterhin Handlungsbedarf?


Petrauschke: Hierzu zählt die Integration in den Arbeitsmarkt ebenso wie die schulische Bildung. Es stellt sich die Frage, wie viele der Geflüchteten nach einem Kriegsende in ihre teils völlig zerstörten Städte zurückkehren oder ob sie ihre Zukunft in Deutschland sehen. Dazu, den Menschen eine Perspektive zu geben, gehört neben Angeboten zum Erwerb der deutschen Sprache auch die passende Beschulung junger Geflüchteter im schulfähigen Alter. Dies ist eine wichtige Aufgabe auch für die Zukunft. Für junge Geflüchtete ist neben der Schule zudem die Frage nach Ausbildungsmöglichkeiten zentral. Die Unternehmen im Rhein-Kreis Neuss bringen sich hier mit großem Engagement ein. Ausbildung und Arbeit sind wichtige Schlüssel bei der Integration sowie für ein selbstbestimmtes Leben. Gute Auszubildende beziehungsweise gute Arbeitskräfte sind darüber hinaus auch für die Unternehmen in unserer Region wichtig, um den jetzt schon spürbaren und weiter wachsenden Fachkräftebedarf zu decken.


Jobcenter Rhein-Kreis Neuss: Wie geht es weiter?


Petrauschke: Der Rhein-Kreis Neuss wird sein Engagement für die aus der Ukraine geflüchteten Menschen fortsetzen, so lange dies erforderlich ist. Die größte Hoffnung ist aber, dass dieser schreckliche Krieg ein Ende findet und es Frieden gibt.

 

 

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